Waris Dirie: Wüstenblume

  • Knaur (2018)
  • Übersetzung: Cathleen Miller Bernhard Jendricke, Christa Prummer-Lehmair, Gerline Schermer-Rauwolf, Barbara Steckhan
  • 392 Seiten

Klappentext: „„Wüstenblume“ ist die faszinierende wahre Geschichte eines somalischen Mädchens, das als Kind durch die Hölle ging und später als internationales Top-Model Karriere machte. Es ist die Geschichte einer Befreiung, die Mut macht, für seine Träume zu kämpfen. Vom Nomadenleben in der somalischen Wüste auf die teuersten Designer-Laufstege der Welt – ein Traum. Und ein Alptraum, denn Waris Dirie wurde im Alter von fünf Jahren Opfer eines grausamen Rituals: Sie wurde beschnitten. Im Alter von 13 Jahren flüchtet sie vor der Zwangsverheiratung mit einem Mann, der ihr Großvater hätte sein können. In London wird sie schließlich als Model entdeckt – der Beginn einer märchenhaften Karriere. In „Wüstenblume“ erzählt sie ihre Geschichte. Heute kämpft Waris Dirie mit ihrer Desert Flower Foundation gegen die Genitalverstümmelung, der heute noch täglich 600 Mädchen zum Opfer fallen sowie für die Rechte der afrikanischen Frauen.“

 

 

Waris Dirie beschreibt in „Wüstenblume“ ihr Leben: von den Zeiten als Nomadin in der Wüste über ihre Zeit in London als Hausmädchen bis zu ihrer Modelkarriere. Hierbei erfährt der Leser etwas über die kulturellen und sozialen Unterschiede sowie über die Stellung der Frau in Ländern wie dem afrikanischen Somalia. Das Leben in der Wüste ist für Menschen aus unserem Land wohl unvorstellbar – ebenso wie die Tradition der Beschneidung.

Dieser Prozess wurde relativ genau beschrieben und war wohl eine der markantesten Stellen im Buch – tatsächlich musste ich das Buch an dieser Stelle kurz weglegen, um mich zu sammeln. Denn nicht nur, dass die Beschneidung an sich grausam und unter schrecklichen Bedingungen vorgenommen wurde, die Mädchen waren zu dieser Zeit auch noch Kinder und wussten gar nicht, was da mit ihnen gemacht wird und was für Folgen das haben wird. Zumal die Beschneidung eine Frau noch ein Leben lang verfolgt und dennoch immer wieder praktiziert wird. Sich das vor Augen zu halten war schwierig, gleichzeitig war die Vorhaltung dieser grausamen Tatsachen auch die größte Stärke des Buches. Die Beschneidung und die schlechte Stellung der Frau, die mit einem solchen Ritual zwangsläufig einhergeht, sind keine Relikte aus der Vergangenheit, sondern Zustände aus der Gegenwart. Sich dagegen auszusprechen und den Mut haben, offen über die Verstümmelung des eigenen Körpers zu reden ist etwas, wofür man die Autorin eigentlich nur bewundern kann. „Wüstenblume“ ist daher ein sehr lesenswertes Buch. Lediglich die Struktur fand ich nicht immer gelungen, es gab viele zeitliche Sprünge und ab und an einige Wiederholungen. Zudem sollte man auch wissen, dass es nicht nur um ihr Leben in Somalia geht, sondern auch ihre Modelkarriere ziemlich detailreich beschrieben wird. Mich hat es nicht gestört, da ich ihren Werdegang beeindruckend fand, aber das sollte einem vor dem Lesen klar sein.

Fazit: Beschneidung – leider immer noch Realität. Ein Buch, dass berührt und entsetzt.

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