- Verlag: Loewe (2019)
- 496 Seiten
Klappentext: „Tritt ein oder kehr um! Dies ist Erebos.
Nick ist besessen von Erebos, einem Computerspiel, das an seiner Schule von Hand zu Hand weitergereicht wird. Die Regeln sind äußerst streng: Jeder hat nur eine Chance, Erebos zu spielen. Er muss dabei immer allein sein und darf mit niemandem über Erebos reden. Wer dagegen verstößt oder seine Aufgaben nicht erfüllt, fliegt raus und kann das Spiel nicht mehr starten. Was aber am merkwürdigsten ist: Erebos erteilt Aufträge, die in der realen Welt ausgeführt werden müssen. Und dann befiehlt das Spiel Nick, einen Menschen umzubringen.
Seit dem Erscheinen von Ursula Poznanskis abgründigem Thriller Erebos wissen nicht nur Gamer, was ein MMORPG ist, und warum Online-Rollenspiele so faszinieren.
Ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis und mittlerweile zum modernen Klassiker avanciert, hat Erebos nichts von seiner Aktualität eingebüßt.“
In „Erebos“ geht es um ein Computerspiel, das in die Realität eingreift. Im Buch wird das Leben des Schülers Nick beschrieben und sein virtuelles Leben als Sarius. Gerade die Spielszenen werden sehr gut beschrieben, sodass es nicht langweilig wird. Wie der Titel schon andeutet, fließt auch immer wieder die griechische Mythologie mit ein.
Für mich persönlich steht und fällt ein Jugendbuch vor allem mit der Sprache. Jugendsprache befindet sich in stetigem Wandel, wird also in einem Buch Jugendsprache benutzt, so kann es gut sein, dass es entweder von vornherein albern wirkt, oder das Buch einige Jahre später nicht mehr genießbar ist. Daher war ich sehr gespannt, als ich das Buch nach einigen Jahren zum zweiten Mal las. Ich hatte sehr positive Eindrücke von früher in Erinnerung, daher wollte ich unbedingt sehen, ob es mir auch jetzt (ca. 8 Jahre später) noch gefallen würde. Tatsächlich war ich positiv überrascht. Die Jugendsprache ist sehr dezent, sodass auch ältere Personen noch Spaß damit haben können. Sprachlich ist das Buch recht einfach, aber es liest sich wirklich gut.
Thematisch ist „Erebos“ nach wie vor hochaktuell. Ein Computerspiel, das zu leben scheint, das in die Realität eingreift – ein Konzept, dass so auch anderswo zu finden ist. Was mich an „Erebos“ aber besonders reizt, ist, dass das Spiel an sich erst einmal wirkt wie ein Rollenspiel, eines, das ich selbst auch spielen würde. Die Aufgaben, die in der Realität ausgeführt werden, scheinen zunächst dazu da zu sein, den Spieler weiterzubringen. Anders als z.B. bei „Nerve“ – einem Film, bei dem das Spiel nur aus solchen Aufgaben besteht und keinen eigenen Inhalt hat. Um das Buch wirklich genießen zu können, muss man sich nicht unbedingt in der Welt der Computerspiele auskennen, aber ein grundlegendes Interesse daran sollte wohl da sein, da die Beschreibungen der Spielszenen doch einen großen Teil des Buches ausmachen.
Die Hauptperson, Nick, war mir gerade am Anfang des Buches nicht wirklich sympathisch. Er erschien mir recht arrogant und war zu seinen Mitschülern auch nicht immer nett. Allerdings macht er, wie auch viele andere Personen, eine Entwicklung durch, deren Beschreibung der Autorin recht gut gelungen ist. Auch das Dilemma, in denen die Personen sich befinden, wird realistisch beschrieben und macht das Buch spannend. Nicht nur der Reiz, sondern auch der Sog, in den die Spieler gezogen werden, wird gut dargestellt. Obwohl z.B. Nick auch des Öfteren im Unrecht war, was sein Spielverhalten betraf, konnte ich seine Seite dennoch immer nachvollziehen. Auch die Obsession anderer Schüler finde ich nachvollziehbar, gerade wenn man die virtuelle Person mit der echten vergleicht. Das Buch mit einem Blick auf die sozialen Verhältnisse und die Dynamiken der Charaktere zu lesen, fand ich unglaublich spannend.
Was ich manchmal nicht nachvollziehen konnte, war, warum die Personen sich nicht früher Hilfe geholt haben. Auch finde ich es ein wenig merkwürdig, dass sich wirklich jeder an die Regeln gehalten hat. Ich weiß nicht, ob das in Wirklichkeit auch so funktionieren würde. Abgesehen davon wurde eine sehr gute Atmosphäre erzeugt, Spielwelt wie auch die Ereignisse in der realen Welt blieben bis zum Ende spannend und auch die letzten Seiten haben mich nicht enttäuscht.
Was mir bei solchen Büchern auch wichtig ist: kein zu penetrantes Gewackel mit dem moralischen Zeigefinger. Und da muss ich sagen, das gab es hier auch nicht. Ernste Themen werden zwar angesprochen, aber ohne, dass man als Leser das Gefühl hat, belehrt zu werden.
Fazit: Spannend, aktuell und auch nach Jahren immer noch unterhaltsam.