P.C. Cast, Kristin Cast: Betrogen – House of Night, Bd. 2

  • Bastei Lübbe (2010)
  • Übersetzung: Christine Blum
  • 512 Seiten

Teil 2 der Vampyrsaga. Eine richtig spannende Story hat sich im ersten Teil nicht entwickelt – wir wissen, dass Zoey auserwählt ist und es gibt den lahmen Konflikt zwischen ihr und der gemeinen Vampyrin Aphrodite. Die ersten fünfzig Seiten ist das Buch hauptsächlich damit beschäftigt, alles nochmal aufzurollen, damit auch der unaufmerksamste und vergesslichste Leser wieder auf Stand ist.

Außerdem ist Zoey gleich schon dabei, ihre Oberflächlichkeit zur Schau zu stellen. Es ist komisch und „grenzwertig“, wenn man als Frau davon schwärmt, wie gut eine andere Frau aussieht. Damien rümpft die Nase, was schwul aussieht, wobei er sonst ja „überhaupt nicht tuntig!!!“ ist. Gras und Alkohol sind voll uncool, ebenso „nuttige“ Aktivitäten, die natürlich nur nuttig sind, wenn Zoey nicht involviert ist. Zoey ist schließlich moralisch erhaben. Ihre Heimatstadt ist „megaöde“ und der Beginn des Buches ist es auch, wenn Zoey seitenlang darüber lamentiert, dass sie eigentlich gar nicht auserwählt sein möchte und jetzt mit der schwierigen Aufgabe betraut ist, die mächtigste und beliebteste Schülerin zu sein.

Positiv anzumerken sind literarische und historische Anspielungen, die das Niveau der Story zu heben versuchen, kläglich scheitern, aber dennoch ein kleiner Lichtblick in der Dunkelheit sind. Gefallen hat mir außerdem alles, was mit Katzen zu tun hatte. Katzen machen einfach alles besser.

Aus dem ersten Teil kennen wir schon Erik Night, (viel heiß, wenig Persönlichkeit – Star Wars zu mögen und ab und zu Theater spielen reicht nicht aus, um interessant zu sein, von dem einfallslosen Namen mal ganz zu schweigen) und Heath (footballspielende Dumpfbacke, auch heiß, aber nicht so heiß wie Erik). Und jetzt wird’s noch heißer, denn Zoey lernt den Lehrer und Meisterpoeten Loren Blake kennen und damit bereits den nächsten Mann gefunden, dem sie hinterhersabbern kann. Und wenn Erik Night der „heißeste Typ der ganzen Schule“ ist, dann ist Mr. Blake „aus einem anderen Universum, ein Universum unaussprechlicher Erotik“. Wer interessiert sich da noch für Erik? Blake macht aus dem altbekannten und eher wenig beliebten Topos des „Liebesdreiecks“ ein Liebesviereck. Natürlich gibt es keinen Typen, der Zoey widerstehen kann. Da ist es ganz normal, wenn ein Lehrer über zwanzig gnadenlos an einer 16-jährigen herumbaggert. Für Zoey gelten da offenbar andere Regeln, weil sie ja etwas Besonderes ist (ja, das steht so im Buch). Das Problem, dass nach einem Bösewicht ein noch böserer Bösewicht kommt und es endlos so weitergeht, besteht in HoN in Form von heißen Typen. Nach dem „geilsten Typen überhaupt“ kommt mit Sicherheit ein noch „geilerer“ Typ. „Mann, Z, du hast hunderttausend Typen! Was machst du jetzt mit denen?“ (-Stevie Rae) Eine gute Frage, in welcher man beinahe ein wenig Selbstironie des Buches vermuten könnte. Und eine Frage, die sich im Laufe der Reihe noch oft stellen wird.

Besondere Tiefe erlangt Zoey in ihren Beziehungen nicht, alles bleibt zu oberflächlich, um wirklich spannend zu sein. Romantik sucht man ebenfalls vergebens. Jede von Zoeys Beziehungen (oder wie auch immer man es nennen möchte) wird nur angerissen, sodass am Ende keine davon überzeugt. Zu Heath hat Zoey immerhin noch die Bindung aus ihrer Menschenzeit – aber was sieht sie in Erik? Erik ist die meiste Zeit gar nicht anwesend, bei näherer Betrachtung fällt auf, dass die beiden sich eigentlich kaum kennen und dennoch sind sie plötzlich das Traumpaar der gesamten Schule. Und von Loren Blake möchte ich gar nicht erst anfangen. Die Beziehungen von Zoeys Freunden haben übrigens dasselbe Problem. Beispielsweise lernt Damien jemanden kennen und ohne Erklärung ist dieser jemand auch schwul und die beiden sind zusammen. Glaubwürdigkeit? Eher nicht vorhanden.

Schlimmer ist jedoch, dass die eigentliche Handlung im Teeniegequake untergeht. Menschen werden getötet und Zoey gerät unter Verdacht – aber für die Personen ist erstmal wichtiger, welchen scharfen Typen Zoey nun aufreißt. Dabei ist das Grundgerüst der Story schonmal wesentlich interessanter als im ersten Teil, nur halte ich sie nicht für besonders gut umgesetzt. Weniger Teeniedramen mit Horden von heißen Typen und mehr Spannung und tatsächliche Handlung hätten dem Buch gutgetan. Spannung kommt überhaupt erst gegen Ende auf – dort gibt tatsächlich einige interessante Entwicklungen. Wieder einmal zeigt sich, dass gute Ideen grundsätzlich vorhanden waren. Auch Aphrodite, die im ersten Teil als üble Zicke bekannt war, bekommt hier wieder eine größere (und wesentlich interessantere) Rolle zugeteilt. Und statt albernen Teeniekriegen haben wir es mit einem echten Antagonisten und tatsächlichen Probleme zu tun – hier ist der zweite Band tatsächlich besser als der erste.

Zoeys Freunde sind, wie im letzten Band auch schon, größtenteils nervig und oberflächlich. Zum Glück ist Zoey da, die die Weisheit mit Löffeln gefressen hat (weil: auserwählt von der Göttin), um ihren Freunden eine würdige Anführerin zu sein und wie eine große Königin zu regieren, während ihre Freunde die Hofdamen sind (ja, das steht wirklich so im Buch). Das sagt eigentlich schon alles aus, was man über Zoeys Freundeskreis wissen muss: ihre Freunde sind im Grunde genommen schmückendes Beiwerk, um Zoey noch besser aussehen zu lassen. Zoeys Freunde, obwohl sie zumindest teilweise sympathischer und klüger sind als sie, vermögen es nicht, die Handlung voranzutreiben. Vielmehr streiten sie, himmeln Zoey an, werfen mit Neologismen und Markennamen um sich und reden darüber, wer heiß ist und was im Fernsehen läuft. Und diese Nebensächlichkeiten nehmen gerade in der ersten Hälfte unglaublich viel Raum ein. So richtig nachvollziehbar ist Zoeys Verhalten (und das ihrer Freunde) auch nicht immer. Das führt beim Lesen zu Langeweile und Frustration.

Ich habe lange überlegt, lasse aber tatsächlich Gnade vor Recht ergehen und vergebe zwei Sterne anstatt nur einem. Das liegt vor allem daran, dass der zweite Teile einen interessanten Grundkonflikt hat und es tatsächlich schafft, dass man den Ausgang der Geschichte wissen möchte.

Um mit etwas Positivem zu schließen: „Denk daran: die Dunkelheit und das Böse sind nicht immer gleichzusetzen, ebenso wie das Licht nicht immer Gutes verheißt.“ Ein schönes Zitat.

Fazit: Das größte Problem ist nach wie vor der Schreibstil. Außerdem wird viel wiederholt. Spannung kommt erst gegen Ende auf, große Teile der Geschichte verschwinden im Teeniegesülz.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.