- Ravensburger (2002)
- Übersetzung: Werner Schmitz
- 120 Seiten
Klappentext: „Brendan ist neu an der Middletown Highschool und kann sich nur schwer in das neue Umfeld integrieren. Doch dann trifft er auf Gary und mit der Zeit entwickelt sich zwischen den beiden Außenseitern eine enge Freundschaft. Jahrelang werden sie von mehreren Football-Spielern, den Stars der Schule, gedemütigt und terrorisiert. Und die Lehrer tun nichts dagegen. Garys und Brendans Wut und Verzweiflung wächst zunehmend und sie beschließen, es ihren Mitschülern und Lehrern heimzuzahlen. Genauso wie es die Amokläufer in Littleton getan haben.
„Ich knall euch ab“ ist ein Buch, in dessen Zentrum ein Amoklauf steht. Die Größte Stärke dieses Buches ist meiner Meinung nach der Stil. Statt eines kohärenten Textes werden in kurzen Abschnitten die Meinungen von vielen verschiedenen Personen dargestellt – die der Täter (in Form von Abschiedsbriefen), die Freunde der Täter, Eltern, Lehrer, Mitschüler, die Mobber der Täter… Dadurch wird erst klar, wie komplex das Thema ist und wo die Probleme in der Gesellschaft liegen, die zu so einer Tat führen können. Wie schon in „Die Welle“ kommt die Botschaft mit dem Holzhammer, was für ein Jugendbuch aber vielleicht auch gar nicht so schlecht ist. Durch die verschiedenen Meinungen und die Vielschichtigkeit des Themas, die im Buch gut wiedergegeben wird, halte ich das Buch für eine gute Wahl als Schullektüre. Letztendlich spricht sich das Buch gegen Gewalt aus und vermittelt eine sehr wichtige Botschaft diesbezüglich, die gerade für Jugendliche sehr wichtig ist. Das Buch ist zudem sehr leicht zu verstehen und liest sich schnell durch.
Schön finde ich auch, dass der Autor nicht versucht, auf Gedeih und Verderb Spannung aufzubauen und den Amoklauf selbst groß zu inszenieren, sondern sich mehr darauf konzentriert, die verschiedenen Ansichten und Hintergründe zu der Tat aufzubauen. Es geht also mehr um die Menschen als darum, die Sensationsgeilheit des Lesers zu befriedigen. Die beiden Täter werden aus verschiedener Sicht beschrieben und bekommen so viele verschiedene Facetten – es gibt eben auch hier zwei Seiten der Medaille und dem Autor gelingt es, die prekäre Situation in der Schule glaubwürdig darzustellen.
Es enthält außerdem noch ein Experteninterview, in welchem direkte Bezüge zu dem Amoklauf in Erfurt hergestellt werden. Das ist nochmal besonders interessant, weil das Buch selbst doch recht amerikanisch ist (es spielt in einer typischen Highschool, Football spielt eine große Rolle). Die Botschaft lässt sich zwar hier genauso anwenden, aber ich fand es doch schön, noch etwas darüber zu lesen, was direkt unser Land betrifft. Das Aufwärmen der Killerspieldebatte hätte man sich meiner Meinung nach jedoch getrost sparen können.
Fazit: Dadurch, dass verschiedene Personen sich zu dem Amoklauf äußern wird klar, dass das Thema sehr komplex ist – eine gute Diskussionsgrundlage.