Scott Westerfeld: Ugly – Verlier nicht dein Gesicht

  • Verlag: Carlsen (2016)
  • Übersetzung: Gabriele Haefs
  • 432 Seiten

Klappentext: „Tally kann ihren 16. Geburtstag kaum erwarten, denn dann steht die für alle vorgesehene Schönheitsoperation an. Sie wird von einer Ugly zur Pretty werden, in New Pretty Town leben und alle Sorgen los sein. Tallys Freundin Shay dagegen sträubt sich gegen die Operation. Sie will nicht, dass andere über sie bestimmen. Als Shay flüchtet, lernt auch Tally die hässliche Seite der Pretty-Welt kennen. Denn die Behörden stellen sie vor eine furchtbare Wahl …“

Die Ugly-Reihe spielt in einer dystopischen Welt, in der jeder mit 16 Jahren eine Schönheitsoperation bekommt und danach allerlei Vorzüge genießt. Tally Youngblood kann ihre OP kaum erwarten, doch dann lernt sie Shay kennen – die vor ihrer OP zu fliehen versucht.

Das Thema ist immer noch hochaktuell. Die Unoperierten, die „Uglies“ werden separiert von den Schönen „Pretties“. Schönheit und Attraktivität sind nicht mehr individuell, sondern vom Staat vorgeschrieben. Auch Persönlichkeiten sind vorgeformt: so haben die frisch Operierten fast schon zwanghaft Spaß, kümmern sich um nichts als Partys, Kleidung und Prestige während allen Bürgern ständig eingetrichtert wird, dass natürliches Äußeres hässlich und minderwertig ist. Dadurch kommt man natürlich ins Nachdenken – was ist eigentlich Schönheit und wie weit sind wir von dieser Zukunftsvision eigentlich weg?

Außerdem hat der Staat in „Ugly“ orwellsche Züge: Überwachung, Manipulation und Einflussnahme auf das Denken und Empfinden. Das sind meiner Meinung nach gute Zutaten für eine packende Geschichte. Tally, die Protagonistin, ist gerade anfangs sehr oberflächlich. Westerfeld hat es gut geschafft, die Gedanken einer Person realistisch darzustellen, die in einer solchen Welt aufwachsen musste. Auch, wenn Tallys Gedanken bezüglich der Optik von ihr selbst und anderen „Uglies“ manchmal fast ein wenig befremdlich waren, war sie doch trotzdem nicht so unsympathisch, als dass man sie nicht ertragen könnte. Einige Gedanken wirkten genauer betrachtet dann doch gar nicht mehr so befremdlich, weil sie letztendlich auch ein Spiegelbild unserer heutigen Gesellschaft sind. Gerade Tally macht eine Charakterentwicklung durch, die nicht zu schnell vonstattenging und daher glaubwürdig war. Auch die anderen Personen wurden gut ausgearbeitet, gerade Tallys Freundin Shay, die eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Zudem sind die Gedankengänge sowohl von Tally als auch von Shay im Grunde genommen nachvollziehbar und werfen letztendlich eine Frage auf: Lieber ein einfaches und angenehmes Leben, das vom Staat vorbestimmt wird, oder aber ein hartes und gefährliches Leben in Freiheit? Welchen Preis ist man bereit zu zahlen?

Da die Frage nach dem Stellenwert von Schönheit gerade heute immer wieder gestellt wird, ist diese Zukunftsvision ziemlich greifbar und erschreckend. Die heutige Welt liegt aus Sicht des Buches schon hunderte von Jahren zurück und wird im Buch selbst mit der Buchwelt verglichen. Viele negative Dinge, die angesprochen werden, sind wahr – allerdings ist auch hier die Frage – wie hoch darf der Preis sein, den wir für eine friedliche Welt zahlen dürfen? Ich fand es beim Lesen immer spannend, über diese Fragen nachzudenken, weswegen mir das Buch auch so gut gefallen hat.

Der Schreibstil ist recht einfach, weswegen das Buch sehr schnell gelesen war. Dazu muss gesagt sein, dass ich das Buch nicht das erste oder zweite Mal gelesen habe, sondern schon mehrfach, weil ich so begeistert von der Reihe bin. Das erste Mal ist schon gut neun Jahre her, dennoch finde ich, dass man es als Erwachsener auch noch gut lesen kann und eventuell sogar einige Dinge entdeckt, die einem vorher verborgen geblieben sind. Meiner Meinung nach gehört diese Reihe zu den besten Jugendbuchreihen überhaupt.

Fazit: Erschreckend aktuell, spannende Geschichte und ein gelungener Auftakt für eine gelungene Buchreihe.

 

 

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