S.J. Watson: Tu es. Tu es nicht.

  • Verlag: FISCHER (2015)
  • Übersetzer: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
  • 480 Seiten

Klappentext: „Du bist viel leichter zu manipulieren, als du denkst.
Spiegel-Bestseller und subtiler Psychothrill der Extraklasse, das ist der zweite Thriller von S. J. Watson, dem Autor des Welterfolgs ›Ich. Darf. Nicht. Schlafen.‹

Sie liebt ihren Mann. Und ist besessen von einem Fremden.
Sie ist eine gute Mutter. Und würde ihre Familie aufgeben.
Sie weiß, was sie tut. Und gerät außer Kontrolle.
Sie lebt zwei Leben. Und kann beide verlieren.

Julia führt ein scheinbar gesichertes Leben mit Mann und Sohn in London. Da wird ihre Schwester brutal ermordet. Julia begibt sich auf eine gefährliche Suche – und gerät unaufhaltsam in den Sog des Verbrechens und der Vergangenheit.“

Schon der Klappentext hat mich wenig beeindruckt, aber da ich von „Ich. Darf. Nicht. Schlafen.“ begeistert war, habe ich dem Buch dennoch eine Chance gegeben. Es geht um Julia, die eigentlich ein ganz normales Leben führt – bis ihre Schwester ermordet wird und Julia bei ihren Nachforschungen in eine ihr bisher fremde Welt gezogen wird.

Der Schreibstil war nicht besonders gut. Die Ich-Form hat mich an sich nicht gestört, aber die Sätze fingen entschieden zu oft mit „Ich“ an. Das Buch las sich zwar sehr leicht und schnell, allerdings ging mir der Schreibstil dabei oft auf die Nerven. Das wäre zu verschmerzen gewesen, hätte das Buch inhaltlich überzeugen können. Das Hauptproblem war die Protagonistin. Oftmals waren ihre Handlungen nicht nachvollziehbar, sie verhielt sich unlogisch und naiv. Ich habe mich mehrfach gefragt, wie eine erwachsene Frau sich nur so verhalten kann. Auch wurde ich oft an Watsons erstes Buch erinnert (ich möchte hier keines der Bücher zu sehr spoilern, daher werde ich nicht ins Detail gehen, jedenfalls wurde in diesem Buch deutlich schneller offensichtlich, dass etwas nicht stimmt). Die Dialoge wirkten zum Teil unrealistisch und künstlich, als würde der Autor Julia absichtlich dummes Verhalten andichten, damit Spannung entsteht. Denn ganz offensichtlich ist Julia als erwachsene Frau nicht in der Lage, ein offenes und vernünftliges Gespräch mit ihren Mitmenschen zu führen. Aber nicht nur sie verhält sich unlogisch. Auch der „Böse“: beschwert sich Julia erst noch, dass sie die Beweisfotos selbst vernichtet hat, kommt ihr Gegenspieler glatt bei ihr vorbei und schenkt ihr seine. Und dann passiert gar nichts. Andere Personen, zum Beispiel ihr Mann, blieben für meinen Geschmack viel zu blass. Dadurch hatte der Leser gar keine richtige Chance, mit den Charakteren mitzufühlen.

Davon abgesehen war keine Wendung in der Story für mich überraschend. Keine Einzige. Alles war relativ schnell offensichtlich, nur Julia hinkte meilenweit hinterher und war dermaßen schwer von Begriff, dass es beinahe wehtat. Auch wenn der Anfang noch in Ordnung war, zum Ende hin wurde das Buch immer schlechter. Im Endeffekt würde ich es als keine komplette Katastrophe werten, da durchaus interessante Ansätze vorhanden waren, aber „Tu es. Tu es nicht.“ kann nicht nur nicht mit Watsons Erstlingswerk mithalten, es ist auch für sich stehend kein besonders gelungener Thriller.

Fazit: Die Geschichte überzeugt nicht, die Sprache nervt. Wer einen guten Thriller lesen möchte, sollte „Ich. Darf. Nicht. Schlafen.“ vom selben Autor lesen. Dieses Werk ist nämlich wesentlich spannender und weniger vorhersehbar.

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