House of Night geht in die dritte Runde. Und noch lange ist kein Ende in Sicht. Zum Schreibstil möchte ich nichts mehr sagen, der hat sich nämlich nicht verändert und liest sich weiterhin so, als hätte jemand „coole Jugendwörter“ in der Bravo nachgeschlagen und das Ergebnis in das Buch gezwungen.
Wieder einmal werden Zoeys Freunde vorgestellt: Stevie Rae ist immer noch weg, Damien ist immer noch schwul (und benimmt sich an einer Stelle auch schwul, obwohl er sonst „überhaupt nicht tuntig!!!“ ist), Shaunee und Erin sind immer noch von der Partie (und reden weiterhin hauptsächlich von Jungs und Schuhen) und Erik ist auch da. Auch hier wird wieder viel wiederholt, wir müssen uns also wieder einmal anhören, wie heiß Erik ist, dass Shaunee und Erin keine biologischen Zwillinge sind, dass Zoey besonders ist usw. usf. Sollte ich eine Charakterbeschreibung von Zoeys Freunden machen wollen, würde ich auch nach Band 3 ordentlich ins Schlingern geraten, denn keiner von Zoeys Freunden sticht charakterlich besonders hervor. Stevie Rae mag da eine Ausnahme sein, über sie erfahren wir noch am meisten – schön blöd, dass sie in diesem Band wenig auftaucht.
Zoeys Oberflächlichkeit beginnt bereits auf Seite 1 (ICH schminke mich dezent, nicht wie diese ganzen Waschbär-Tussen da draußen) und auch hier zeigt Zoey wieder gewöhnungsbedürftige Gedankengänge (Grandma Redbird ist STEINALT – mindestens Mitte 50! Es ließ sich nicht herauslesen, ob das ein Scherz sein sollte, unserer Zoey würde ich so eine Aussage jedenfalls zutrauen). Es ist unfassbar schade, dass ein Buch, in welchem Frauen und Weiblichkeit eine große (und positive) Rolle spielen (Stichwort Matriarchat) dennoch nicht ohne sexistische Schimpfwörter und die allseits bekannte Doppelmoral auskommt. Hier muss ich wiederholen, was ich in meiner Rezension zu Teil 1 bereits gesagt habe: Potential wäre dagewesen.
Besonders am Anfang wird wieder sehr viel wiederholt, ganz so, als wären alle Leser übermäßig vergesslich. Eine kleine Auffrischung ist eine Sache, aber bitte nicht über 100 Seiten lang. Dafür geht es handlungsmäßig schneller zur Sache. Vergleichsweise früh wird die Thematik mit den roten Jungvampyren und Stevie Raes vermeintlichem Tod aufgegriffen. Leider geht die eigentlich spannende Geschichte in dem unendlichen Geschleime von Zoeys Liebhabern unter. Heath ist diesmal derjenige, der abwesend ist, dafür ist Erik jetzt da um Zoey die Füße zu küssen und auch Loren Blake hat einige Schleimballen auf Lager. Bei Letzterem wirkt die Ganze Farce noch um einiges schlimmer, weil er ihr Lehrer und wesentlich älter ist. Da hilft es auch nicht, dass Loren Zoey (erfolgreich) einredet, sie wäre eine Göttin unter Halbgöttern und quasi schon eine Frau. Zoeys ständiges hin und her zwischen „Ich bin ja keine Schlampe, nicht so wie Aphrodite“ und „Oh Göttin, ich bin ein Flittchen“ ist furchtbar anstrengend. Besonders nervig ist hierbei wieder ihre Doppelmoral: andere verurteilt sie sofort, macht dann aber genau das, was sie verurteilt. Immerhin sehen wir in diesem Band Zoeys perfekte Fassade bröckeln. Zoey trifft aus Naivität eine Fülle von falschen Entscheidungen und ist am Ende komplett überrascht, dass ihr das am Ende auf die Füße fällt.
Hier kommen wir zu Aphrodite, die in den ersten Bänden vor allem die Rolle als schlampige Oberzicke eingenommen hat. Aphrodite bekommt in diesem Band mehr Raum für eine Charakterentwicklung und ist am Ende tatsächlich sympathischer als die eigentliche Hauptperson. Dass sie zu den wenigen Personen gehört, die Zoey nicht blindlings nachstolpern bringt ein wenig frischen Wind in die Reihe.
Das Buch endet mit einem Cliffhanger – tatsächlich erwacht hier wieder das Potential der Reihe welches – wie ich an dieser Stelle schonmal verraten kann – im weiteren Verlauf der Reihe nicht ausgeschöpft werden wird. Eigentlich könnte man, wenn man die Wiederholungen wegkürzt und dieses ewige Liebesgeplänkel weglässt, die Kernhandlung auf ungefähr 100 Seiten runterbrechen. Und es hätte dem Buch auch gutgetan.
Fazit: Das verschenkte Potential ist in diesem Teil besonders schmerzhaft – die Story geht unter in dem, was mit ganz viel gutem Willen als Liebesgeschichte bezeichnet werden könnte. Die Hauptprobleme sind nach wie vor Zoey als Protagonistin, das Strecken der Story und der Schreibstil.