- Kiepenheuer&Witsch (2015)
- Übersetzung: Christiane Kuby
- 320 Seiten
Klappentext: „Mit »Odessa Star« begann Herman Kochs lockere Folge von Romanen über leicht psychotische Männer, die aus einer tiefen Frustration über ihr bürgerliches Leben heraus ihre Umwelt mit Gift und Galle überziehen. Ein hochspannender, witziger Roman, der in die Unterwelt Amsterdams führt.
Fred Moorman, 47, ist die unsympathische Hauptfigur in „Odessa star“. Er trifft seinen unsympathischen Jugendfreund Max G., dessen Nachname absichtlich immer abgekürzt wird – Max hat nämlich einiges an Dreck am Stecken und ist in mehrere Verbrechen verwickelt, die ihn letztendlich auch das Leben kosten.
Bemerkenswert ist, wie der Autor die Lebensverhältnisse der holländischen Mittelstandsfamilien darstellt und dabei nebenbei einiges an Widerlichkeiten entlarvt über die keiner je sprechen möchte, die aber dennoch Realität sind. Es gibt wohl keine Person in diesem Buch, die nicht unsympathisch ist und ein oder mehrere abstoßende Charakterzüge besitzt – Spitzenreiter ist der Protagonist. Es gibt einige Stellen in dem Buch, an dem der Leser abgestoßen wird, dennoch, oder vielleicht auch gerade deswegen, ist das Buch aber lesenswert. Das Buch hat im Prinzip keinen wirklichen Höhepunkt, der Tod des Freundes passiert ganz am Anfang (und steht im Übrigen auch schon auf dem Klappentext, ist also kein Spoiler), vielmehr wird während des Buches die Freundschaft zu Max G. reflektiert und das Innerste von Fred Moorman auf die Buchseiten gebracht.
Am Ende bleiben einige Fragen offen, ab und an ist die Struktur auch ein wenig wirr, es gibt viele Sprünge und wenig Erklärungen, aber letztendlich war es für mich auch das, was das Buch interessant gemacht hat. Für mich ist Herman Koch einer der Autoren, die beweisen, dass man nicht unbedingt sympathische Charaktere braucht, um ein gutes Buch zu schreiben. „Angerichtet“ hat mir zwar besser gefallen, dennoch konnte ich auch Gefallen an „Odessa star“ finden und würde es weiterempfehlen.
Fazit: Unsympathische Charaktere, viele offene Fragen am Schluss – und dennoch ein gutes Buch.