Klaus Oppitz: Die Hinrichtung des Martin P.

  • Verlag: Kremayr & Scheriau (2019)
  • 192 Seiten

Klappentext: „“Gebt mir sein Messer und ich schlachte ihn genauso ab, wie er das kleine Mädchen.“(Martin Pietsch)Martin Pietsch ist 43 Jahre alt, hoffnungslos arbeitslos und gerade dabei, seine Beziehung gegen die Wand zu fahren. Als in einer großen Wohnanlage ein 17-jähriger Tschetschene ein kleines Mädchen tötet, brennen Pietsch mit einer gehörigen Dosis Frustration (und einer ebenso gehörigen Dosis Alkohol im Blut) die Sicherungen durch. Er reagiert sich in einem Hassposting gegen den Kindsmörder ab. Pietsch brüstet sich damit, ihn eigenhändig umbringen zu wollen – und erhält dafür euphorischen Zuspruch aus dem Netz. Womit er jedoch nicht rechnet: Er wird tatsächlich beim Wort genommen. Er soll den Täter hinrichten. Und bekommt dafür auch noch eine Menge Geld geboten. Und einen festen Job. Es wäre die Lösung all seiner Probleme. Aber natürlich wird Pietsch niemanden töten. Das kann er doch nicht! Oder? Kann er?Klaus Oppitz gelingt eine düstere Erzählung über allgegenwärtige Hasspostings und darüber, was passieren könnte, wenn ihre Verfasser tun dürften, was sie schreiben. Dabei blickt er tief in die Psyche sowohl der Täter als auch der Opfer – und fördert dabei Unbequemes zu Tage.“

 

Der Thriller von Klaus Oppitz dreht sich vor allem um ein Thema: Hasspostings im Internet. Martin Pietsch ist ein recht durchschnittlicher Mann Anfang 40, dessen Leben nicht ideal verläuft, aber komplett neue Formen annimmt, nachdem er postet, einen Kindsmörder eigenhändig umbringen zu wollen. Zum einen zeigt das Buch, wie es zu solche Postings kommen kann – gemeinsam mit Martin selbst entdeckt der Leser, was passiert, wenn die Schwelle zwischen Onlineleben und Realität übertreten wird.

Ist die Todesstrafe eine gerechte Strafe für schwere Verbrecher? Eine Frage, die im Buch immer wieder gestellt wird. Und wenn ja, wer soll sie durchführen? Wie gerecht wirkt diese Strafe noch, wenn man selbst der Henker sein soll? Zudem zeigt der Autor, welche gesellschaftlichen Hintergründe und Verstrickungen notwendig sind, um zu einem solchen Verbrechen zu führen. Gleichzeitig versteht es Oppitz meisterhaft, die Konsequenzen von größeren, aber auch kleineren Handlungen aufzuzeigen. Bei einem Verbrechen gibt es nicht nur Täter und Opfer, sondern auch Angehörige des Opfers, des Täters, die Medien… All diese Ebenen werden hier verbunden und zu einer spannenden, vielschichtigen Handlung verwoben. Ich hatte vorher schon hohe Erwartungen an das Buch, enttäuscht wurde ich aber keinesfalls: „Die Hinrichtung des Martin P.“ ist eine tiefgründige, spannende Geschichte, die Einblicke in die Psyche des Menschen gibt und die Gesellschaft genau betrachtet.

Martin P., einer von vielen Hasspostern, wird realistisch beschrieben, es wird nachvollziehbar, warum er handelt, wie er handelt. Aber auch der Familie des Täters kommt man als Leser nahe, wie soll es nach so einer Tat weitergehen, kann es überhaupt weitergehen? Das Buch wirft einige Fragen auf, die direkt in den Nerv der Zeit treffen und über die ich auch nach Beenden der Lektüre nachdenken musste. Auch, wenn diese Form der Bestrafung wohl nur als fiktives Szenario anzusehen ist und real niemals so umgesetzt werden könnte, finde ich die Art, wie Oppitz es beschreibt sehr gelungen und unglaublich spannend.

Der Schreibstil von Oppitz war sehr angenehm: oftmals kurz angebunden, die Dinge auf den Punkt bringend; gleichzeitig geht er fast schon spielerisch mit Zeit und Raum um, der auktoriale Erzähler lässt uns teilhaben an Verwicklungen, die den Charakteren selbst verborgen bleiben.

Fazit: Ein Buch, dass ich sehr beeindruckend fand, bezüglich des Inhalts, aber auch bezüglich des Stils. Das Thema wurde super bearbeitet und in all seiner Vielschichtigkeit dargestellt. Absolut zu empfehlen.

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