Dave Eggers: Der Circle

  • Kiepenheuer & Witsch (2015)
  • Übersetzung: Ulrike Wasel und Klaus Timmermann
  • 560 Seiten

Klappentext: „Der Nr.-1-SPIEGEL-Bestseller jetzt als KiWi-Taschenbuch Huxleys schöne neue Welt reloaded: Die 24-jährige Mae Holland ist überglücklich. Sie hat einen Job ergattert in der hippsten Firma der Welt, beim »Circle«, einem freundlichen Internetkonzern mit Sitz in Kalifornien, der die Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter geschluckt hat, indem er alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die einfach alles abgewickelt werden kann. Mit dem Wegfall der Anonymität im Netz – so ein Ziel der »weisen drei Männer«, die den Konzern leiten – wird die Welt eine bessere. Mae stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, wo Sterne-Köche kostenlose Mahlzeiten für die Mitarbeiter kreieren, wo internationale Popstars Gratis-Konzerte geben und fast jeden Abend coole Partys gefeiert werden. Sie wird zur Vorzeigemitarbeiterin und treibt den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze. Doch eine Begegnung mit einem mysteriösen Kollegen ändert alles …“

„Der Circle“ nähert sich einer brandaktuellen und vieldiskutierten Thematik: Datenschutz und Anonymität im Netz. An einigen Stellen erinnert „Der Circle“ an Orwells „1984“ – die Parolen der Firma, die Tatsache, dass nichts ungesehen zu sein scheint und das Streben nach dem vollständig gläsernen Menschen.

Das Buch beschreibt sehr detailreich, wie eine solche Firma sich entwickeln konnte und wie die Menschen selbst in die Denkweise reinrutschen. Mae Holland, die Hauptperson, fängt an, neu beim Circle zu arbeiten. Ihre anfängliche Skepsis ist schnell überwunden und es wird deutlich, wie leicht man seine ursprünglichen Ideale zugunsten des Komforts aufgibt. Es mag zunächst unvorstellbar erscheinen, jedoch wird einem schnell bewusst, dass vieles davon gar nicht so absurd ist, wie es klingt, sondern viele Dinge aus dem Circle auch heute schon so stattfinden. Die Entwicklung hin zu einer transparenten Gesellschaft, in der es keine Privatsphäre mehr gibt, ist dementsprechend erschreckend und gruselig. Ich habe mich dabei erwischt, wie ich mich beim Internetsurfen ganz schön unwohl gefühlt habe, immer nachdem ich mal wieder im Buch gelesen habe. Das beschriebene Zukunftsszenario ist nämlich weder unrealistisch, noch weit weg von uns und beschreibt letztendlich nichts anderes als die Vollendung des Kreises – dafür brauchen wir eventuell nicht einmal einen Circle. Zum Nachdenken und zum Diskutieren lädt dieses Buch demnach definitiv ein, auch, wenn die Message ab und zu mit dem Holzhammer kommt und ein wenig mehr Subtilität an manchen Stellen nicht geschadet hätte. Auch ist Mae ein sehr naiver Charakter, der jedoch auch ein wenig in uns allen steckt. Zudem wird die Ausweglosigkeit der digitalen Welt gut dargestellt und lässt einen so manches Mal erschaudern.

Der eigentliche Knackpunkt des Circles ist, dass viele der Erfindungen gar nicht nur rein negativ sind, sondern durchaus auch positive Seiten hat. Nur ist der Preis, der dafür zu zahlen ist, unvorstellbar hoch. „Der Circle“ zeigt, wie das Internet sich auf die Kommunikation auswirkt, auf den Umgang miteinander, auf das Berufs- und Privatleben. Es zeigt, wohin die jetzt begonnenen Entwicklungen hinführen können und bleibt bis zum Schluss fesselnd.

Sprachlich hat es mir an einigen Stellen nicht ganz so gut gefallen. Es gab einige Wortwiederholungen, die mich ein wenig aus dem Fluss gebracht haben. Allerdings konnte ich darüber hinwegsehen, da der Rest des Buches wirklich großartig ist.

Fazit: Gerade heute ein sehr wichtiges Buch. Gesellschaftskritik spannend und mitreißend verpackt. Besonders die Leute, die meinen, sie hätten eh nichts zu verbergen und daher wäre mehr Transparenz nichts negatives, sollten sich dieses Buch mal zu Gemüte führen.

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