- Verlag: Carlsen (2012)
- Übersetzung: Gabriele Haefs
- 432 Seiten
Klappentext: „Es ist nur wenige Jahre her, dass die Rebellin Tally das Special-Regime gestürzt hat. Ohne die festgelegten Rollen und strikten Regeln jener Zeit erlebt die Menschheit eine kulturelle Renaissance: „Tech-Köpfe“ tragen die neuesten High-Tech-Geräte zur Schau, „Kicker“ verbreiten Klatsch und Modetrends, „Opi-Affen“ sind süchtig nach extremer plastischer Chirurgie. Und all das wird von unzähligen Kameras überall und jederzeit aufgezeichnet. Die Welt ist zu einer überdimensionalen Version von „Popstars“ geworden. Wer die meiste Aufmerksamkeit erregt, erhält auch die meisten Stimmen. Popularität bedeutet alles.
Mit „Extra – Wer kennt dein Gesicht“ verlegt Westerfeld die Geschichte nach Japan, wo die Ereignisse der Vorgänger längst Geschichte sind. Aya Fuse, 15, ist eine „Extra“, eine unwichtige, unbekannte Person. Der Titel der Reihe wirkt im Deutschen vielleicht nicht ganz so gut, der Titel ist nämlich eine Anspielung auf die englische Bezeichnung für das Wort „Statist“. Anstatt auf Schönheit und Anpassung ist die Basis für ein erfolgreiches Leben nun Ruhm und im Hintergrund zu verschwinden, ist das Schlimmste, was einem passieren kann.
Auch dies ist eine Zukunftsvision, die von unserem heutigen Leben gar nicht so weit entfernt ist. Privatsphäre ist quasi nicht vorhanden, jeder muss sich über den Newsfeed mitteilen. Zwar darf nun jeder aussehen, wie er möchte und es gibt wesentlich mehr Freiheiten, allerdings zeigt Westerfeld auch immer wieder die Nachteile auf, die damit einhergehen, gerade für die Umwelt. Die moralische Frage, die sich in den anderen Bänden gestellt hat, kommt auch hier wieder zum Vorschein. Die alte Ordnung war sicher keine besonders menschenfreundliche, aber ist die Alternative wirklich besser? Die Ansätze, die der Autor hier wählt, finde ich sehr interessant und machen das Buch lesenswert.
Negativ anzumerken ist, dass das Grundkonzept sehr den ersten Bänden ähnelt. Wir haben hier eine neue Hauptperson, die im selben Alter ist wie Tally im ersten Band und denselben Konflikt erlebt: soll ich meine Freunde verraten, um mir selbst meinen Traum zu erfüllen? Aya kommt daher nur bedingt sympathisch daher, auch, wenn ihre Beweggründe nicht komplett unnachvollziehbar waren. Die Story aus den USA nach Japan zu verlegen, hat meiner Meinung nach wieder etwas Frische reingebracht. Der „Geheimbund“, im ersten Teil die Smokies, hier die sogenannten Schlauen Mädchen, kommt leider ein wenig zu kurz. Einige Fragen, die ich mir da gestellt habe, wurden leider nicht beantwortet. Insgesamt wirkte die Geschichte auf mich jedoch schlüssig.
Ich würde den Roman nicht als „Extra“ im negativen Sinne bezeichnen, denn die Grundstory ist durchaus spannend, schließlich muss nach einem glücklichen Ende noch mehr kommen – und die Probleme, die durch die Menschen entstehen können, wurden immer wieder benannt. Daher ergibt dieser Teil als Ergänzung der Trilogie schon Sinn, auch, wenn er ein wenig schwächer ist als die Vorgänger.
Fazit: Als Ergänzung zur Trilogie durchaus lohnenswert, wenn auch nicht ganz so stark wie Band 1-3.