- 2018
- 42 Seiten
Klappentext: „Eine Stadt. Zwei Schicksale. Drei Tage nach dem Novemberpogrom. Nürnberg, 12. November 1938. Die junge Marie irrt durch die Straßen von Nürnberg. Sie ist auf der Suche nach ihrer besten Freundin, der Jüdin Hanna, die verhaftet wurde. Wird Marie ihre Freundin wiederfinden? Eine Erzählung – frei nach einer wahren Begebenheit.“
Eine sehr kurze Erzählung, die trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – ihre Wirkung nicht verfehlt. Auf wenigen Seiten wird die Suche nach Hanna geschildert. Der Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist gut gelungen und bringt dem Leser die Personen sehr nahe. Blohm hat es geschafft, auf nicht einmal 50 Seiten so lebendige und authentische Charaktere zu erschaffen, wie andere sie auf 500 Seiten nicht erschaffen können. Durch die Beschreibung von Maries Gefühlswelt wird die Verbindung zwischen Hanna und Marie sehr deutlich und man fiebert auf jeder Seite mit, hofft, dass Marie Hanna finden kann. Schon auf der ersten Seite wurde ich mitgerissen und konnte das Buch bis zur letzten Seite nicht mehr aus der Hand legen. Diese Erzählung ist für mich ein Beweis, dass man auch auf wenigen Seiten sehr viel sagen kann.
Die Grausamkeit der Zeit, wie die Menschen sich langsam gegen die Juden gewendet haben und Freunde zu Feinden wurden, all das wird während der Erzählung greifbar, ohne dass die Autorin sich in Ausschmückungen verliert. Die Erzählung ist kurz und bündig auf den Punkt gebracht, ohne viel Dramatik oder theatralische Szenen und schafft es dennoch, den Leser emotional zu berühren. Die Geschichte hat mich nachdenklich und traurig zurückgelassen und ich bin sicher, dass ich sie so schnell nicht vergessen werde.
Fazit: Wer auch nur ansatzweise Interesse für das Thema mitbringt, sollte dieser Erzählung eine Chance geben. Es lohnt sich definitiv.