P.C. Cast, Kristin Cast: Gejagt – House of Night, Bd. 5

  • Fischer (2012)
  • Übersetzung: Christine Blum
  • 576 Seiten

Klappentext: „House of Night GEJAGT Der 5. Band der großen Vampyr-Serie. Zoey ist wieder mit ihren Freunden vereint und Stevie Rae und die roten Jungvampyre sind nicht länger Neferets Geheimnis. Aber eine dunkle Gefahr bedroht die neue Ruhe. Kalona, Neferets neuer Liebhaber, sieht umwerfend aus und hat das gesamte House of Night in seinen Bann gezogen. Und niemand scheint zu bemerken, welche Bedrohung von ihm ausgeht. Der Schlüssel, den es braucht, um seinen immer stärker werdenden Einfluss zu brechen, liegt in der Vergangenheit. Aber was, wenn diese Vergangenheit Geheimnisse offenbart, die Zoey nicht wissen will und Wahrheiten, denen sie sich nicht zu stellen traut?“

Fünf Bände – fünf Typen

 

Wieder einmal dauert es schier ewig, bis die Geschichte in Fahrt kommt. Erstmal werden alle bekannten und bisher unbekannten Personen vorgestellt. Im ersten Kapitel gibt es auch einen wenig versprechenden Vorgeschmack auf das, was uns erwartet. Das einzige, was an den ersten 100 Seiten halbwegs interessant sein könnte, ist die genauere Vorstellung von Kalona. Kalona ist ein böses, unsterbliches Wesen das Frauen vergewaltigt und Rabenmonster als Diener hat. Und er sieht sexy aus (was auch sonst). Außerdem haben Aphrodite und Stevie Rae eine Prägung, was auch mehrfach wiederholt wird (ich habe kurz überlegt, eine Strichliste zu machen, aber dann hätte ich den gähnend langweiligen Abschnitt noch einmal lesen müssen, daher habe ich es mir erspart). Ansonsten kann man hier viel überfliegen, da ständig nur wiedergekäut wird, was eigentlich längst bekannt ist.

Auch von Zoeys Männergeschichten bleiben wir nicht verschont. Die Prägung mit Heath mag weg sein, Loren ist bereits tot – aber das hält Zoey nicht davon ab, ständig darüber zu lamentieren, wie sehr sie das alles beschäftigt. Erik ist auch immer noch von der Partie und selbstverständlich kann er ihr verzeihen. Wer aber glaubt, damit wäre das Liebeswirrwarr endlich erledigt, der ist leider schief gewickelt. Denn Heath taucht aus dem Nichts doch wieder auf – im Grunde genommen geht dann dasselbe Drama von vorne los. Zoeys gesunder Menschenverstand scheint leider auch von ihren Männergeschichten vernebelt zu sein. Sie ist kaum in der Lage, eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Und wer kann sich bei so vielen Sahneschnittchen schon entscheiden? Wer zählen kann, hat jetzt drei Männer gezählt: Heath, Loren und Erik. Wer sind also die anderen zwei? Einerseits natürlich der sexy Stark, der jetzt rot ist und, obwohl er ein Mädchen missbraucht, trotzdem noch eine Liebesoption ist (weil er ja erst errettet werden muss, und dann ist alles egal, was vorher war. Außerdem hat er ein süßes Bad-Boy-Grinsen). Die absolute Krönung der ganzen Liebesduselei ist jedoch Kalona. Schon ganz am Anfang zeigt sich hier eine Anziehungskraft zwischen Zoey und dem vergewaltigenden, mordenden Engelsmonster. Wie gesagt, er ist sexy. Und Zoey ist auserwählt. Was soll man dazu sonst noch sagen? Sollte ich mich je wieder über ein Liebesdreieck beschweren, werde ich in Zukunft jedenfalls einfach an „House of Night“ denken.

Sprachlich gesehen vergisst man fast, dass Zoey fast 18 ist und keine 13 mehr. „ABF“, „OMG“ und Co lassen wieder einmal grüßen. Für eine Hohepriesterin drückt Zoey sich ziemlich albern aus – dafür sind ihre Worte bei Ritualen o.ä. umso schwülstiger. Es ist einfach schwer zu ertragen, zumal es sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht, dass seitenlang nichts wirklich Relevantes passiert. Wäre die Sprache besonders schön, würde das vielleicht nicht ganz so sehr stören, aber seitenlanges Gequatsche über Dinge, die der Leser längst weiß, sind nicht nur langweilig, sondern nervtötend. Immerhin: dieser Band liest sich wirklich schnell, weil man immer wieder überspringen und überfliegen kann, ohne irgendetwas Wichtiges zu verpassen. Der letzte Band war schon aufgebläht, aber mit „Gejagt“ setzen die Autorinnen dem noch einen drauf. In den letzten Bänden wurde ein wenig angezogen, was die Story angeht – es ist tatsächlich mal etwas passiert. Das ist hier leider nicht der Fall. Die Geschichte tritt ewig lang auf der Stelle und dafür, dass das Buch das bisher längste ist, passiert erstaunlich wenig.

Eigentlich ist dieser Band auch eine gute Gelegenheit, mal über die Göttin Nyx zu sprechen. Nyx ist eine gerechte Göttin, die ihren Schützlingen den freien Willen lässt, das heißt, eine einmal gewährte Gabe zieht sie niemals wieder zurück. Wenn das allen bekannt ist, stellt sich zunächst mal die Frage, wie Neferet jemals verbreiten konnte, dass Aphrodites Visionen nicht mehr echt sind. Und außerdem stellt sich die Frage, wie sie Aphrodite wieder zum Mensch machen konnte (das ganze Gerede von wegen „das ist keine Strafe“ kaufe ich der Story nicht ab). Auch über Aphrodite als „Platzhalter“ der Erdaffinität lässt sich wohl streiten. Von mir aus: Nyx ist an sich eine relativ gelungene Figur. Nur in Kombination mit Zoey zeigen sich einige Schwierigkeiten: Zoey ist natürlich die Auserwählte, deshalb ist es für sie völlig normal, sich mit der Göttin zur Plauderstunde zu treffen. Zoey weiß nicht, was sie tun soll? Dann übernimmt Nyx einfach das Steuer. Ehrlich gesagt wundert es mich da nicht, dass eine Schülerin sagt: „Wenn du nicht Zoey Redbird heißt, kümmert sich Nyx einen feuchten Furz um dich.“ Denn wenn ich ehrlich bin, scheint mir das gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt zu sein. Alles dreht sich nur um Zoey, alle Aufmerksamkeit ist nur auf sie gerichtet. Und weil das nicht allen gefällt, fühlt Zoey sich auch noch so, als wäre sie arm dran. Ist ja schließlich schwierig, auserwählt und begabt zu sein und zu allem Überfluss auch noch treue Freunde zu haben, die einem helfen und die die meiste Zeit damit beschäftigt sind, ihr die Füße zu küssen. Ganz zu schweigen von der Göttin, die gar nicht zulässt, dass Zoey größere Fehler macht. Wieder einmal zeigt sich, dass „House of Night“ neben den bereits aufgezählten Problemen vor allem an der Protagonistin scheitert.

Fazit: Die Geschichte baut ab und verliert sich in sinnlosem Hin und Her. Aus dem Liebeswirrwarr, dass fast gelöst schien, wird ein unfassbar nervtötendes Liebessechseck (wenn man Loren mitzählt. Aber auch ein Fünfeck ist entschieden zu groß).

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