- Verlag: Ullstein (2004)
- Übersetzung: Hans-Ulrich Möhring, Claus Varrelmann
- 1054 Seiten
Klappentext: „London 1874: William Rackham, glückloser und zu Müßiggang neigender Erbe eines Parfümimperiums, trifft auf Sugar, die das Schicksal der anderen Huren der Stadt teilt. Und doch strahlt sie etwas aus, das sie über die anderen erhebt und ihr den Luxus erlaubt, mit nur einem Liebhaber am Tag ihr Auskommen zu finden. Auch William Rackham verfällt ihren Künsten, so sehr, dass er Sugar fast zum Verhängnis wird. Ein erotischer Roman, der meisterhaft mit den Mitteln der erzählerischen Verführung spielt – vor allem aber eine unvergessliche Geschichte um die Hoffnungen und Täuschungen der Liebe.“
Aufgrund des Umfangs dieses Buches – über 1000 Seiten – war ich doch ein wenig skeptisch, ob das Buch wirklich so lange meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen könnte. Tatsächlich war ich nicht nur positiv überrascht, ich war regelrecht begeistert!
Der Roman über die Prostituierte Sugar, die den Parfümerben William Rackham kennenlernt, unterhält bis zur letzten Seite. Der angenehme Schreibstil ermöglicht es, ganz in diese Welt einzutauchen und mit den Personen mitzufiebern. Die Charaktere sind alle bis ins Detail ausgearbeitet, sodass ich am Ende traurig war, das Buch aus der Hand legen zu müssen. Die Prostituierte Sugar und Rackhams Frau stehen sich als Gegensätze gegenüber, einmal die zarte, gutbetuchte Frau von William und dann Sugar, die selbstbewusst und – zumindest soweit es ihr möglich ist – selbstbestimmt auftritt. Hier wird auch die Rolle der Frau in der damaligen Zeit gut hervorgehoben, gerade wenn man diese noch mit den Männern vergleicht, die nur zu gern sämtliche Bordelle der Stadt frequentieren.
Da ein nicht unerheblicher Teil des Buches sich im Bordell abspielt, sind auch entsprechende erotische Szenen vertreten. Allerdings sind diese Szenen so, dass ich nie das Gefühl hatte, einen billigen Schundroman zu lesen. Stattdessen haben diese Szenen zu mehr Authentizität verholfen und haben mir ermöglicht, noch tiefer in das Leben der Frauen damals einzutauchen. Alles in allem hat das Buch mich mitgerissen, überzeugt und mich viele verschiedene Emotionen durchleben lassen. Die Direktheit des Autors, der öfter mit dem Leser selbst spricht, verhilft dem Buch dazu, einer der besten historischen Romane zu sein, den ich je gelesen habe. Der Roman ist mit seinen über 1000 Seiten keineswegs kurz, aber jede Seite war es mir wert. Ich konnte das Buch kaum noch aus der Hand legen. Die detailreichen Beschreibungen, die Handlung, alles war wirklich stimmig und höchst intelligent geschrieben. Ein großartiges Buch.
Fazit: Detailreich, authentisch und mitreißend: hier hat einfach alles gestimmt. Ich bin hellauf begeistert.
Ein Gedanke zu „Michel Faber: Das karmesinrote Blütenblatt“