- Verlag: Fischer FJB
- Übersetzung: Christine Blum
Die zwölf Bände der House of Night-Reihe:
1. Gezeichnet (2009), 464 Seiten
2. Betrogen (2010), 512 Seiten
3. Erwählt (2010), 448 Seiten
4. Ungezähmt (2010), 544 Seiten
5. Gejagt (2011), 576 Seiten
6. Versucht (2011), 608 Seiten
7. Verbrannt (2011), 608 Seiten
8. Geweckt (2011), 448 Seiten
9. Bestimmt (2012), 560 Seiten
10. Verloren (2012), 512 Seiten
11. Entfesselt (2013), 464 Seiten
12. Erlöst (2014), 528 Seiten
Ohne Zusatzbände ist die House of Night- Reihe mit 12 Bänden ziemlich lang – viel zu lang. Aber von Anfang an. Es geht um Zoey Redbird, ein Mädchen, dass gezeichnet wird und sich daraufhin ins House of Night, dem Vampyrinternat begeben muss. Die einzelnen Bände im Nachhinein zu rezensieren ist ein Ding der Unmöglichkeit, da die Geschichte so voller Belanglosigkeiten ist und vor allem in der Mitte zu einem undefinierbaren Brei verkommt, aber ein allgemeines Fazit kann man aus der Reihe dennoch ziehen.
Fangen wir mit dem Positiven an. Die Idee ist ganz nett – ein Internat für Vampyre, eine Welt, in der Vampyre zwar sozial abgegrenzt von den Menschen leben, aber sich nicht verstecken müssen. Und die Buchrücken sind auch sehr schön gestaltet, sodass die Reihe wirklich sehr schön im Regal aussieht und Eindruck schindet, sofern man die Reihe nicht kennt. Wobei, vielleicht gerade dann, denn es zeugt wirklich von Durchhaltevermögen, sich durch alle zwölf Bände dieser Reihe gequält zu haben.
Der erste Band erschien mitten im Post-twilight-Vampirhype. Ich war damals genau in der Zielgruppe und musste mir das Buch natürlich sofort kaufen. Tatsächlich war ich von Teil 1 auch mehr oder weniger begeistert. Es gab zwar einige sprachliche Mängel, die mich schon damals gestört haben, aber anfangs konnte ich noch darüber hinwegsehen.
Was waren das für Mängel? Eigentlich ist das ganze Buch ein Mangel. Das Buch ist vollgestopft von Jugendsprache, komischen Abkürzungen („Zwillings-ABF“, „OMG“ und viele mehr), ich-mag-Bindestriche-Kommentaren und peinlichen Witzen. Das mag anfangs vielleicht noch ganz erfrischend wirken, geht aber ziemlich schnell auf die Nerven. Anspruch hat die Sprache keinen (die Geschichte übrigens auch nicht). Außerdem verändert sich Jugendsprache ständig – die Reihe ist also ein paar Jahre später nicht mehr lesbar. Hier fehlt ganz eindeutig die Zeitlosigkeit, die andere Reihen besitzen und die Serie auch für ältere Personen attraktiv machen. House of Night ist für Personen, die älter als 14 sind aber leider kaum noch zumutbar. Demensprechend ist die Wahrscheinlichkeit gering, die Reihe später nochmal lesen zu wollen. Nicht besonders schön bei einer Reihe, für die man viel Geld ausgegeben hat, um sie vollständig zu haben.
Fünf Jahre hat es gedauert, bis die Reihe komplett war. Das ist eine ziemlich lange Zeit, die man Leser bei der Stange halten muss. Die zwölfjährigen Mädchen sind fünf Jahre später nicht mehr zwölf und haben wahrscheinlich in der Zwischenzeit eine Menge Leseerfahrung gesammelt und können andere aktuelle Werke mit dieser Reihe vergleichen. Und da schneidet House of Night leider nicht gut ab. Dementsprechend schwierig war es für mich, immer wieder die Motivation aufzubringen, den nächsten Band auch noch zu Ende zu lesen. Als die Reihe sich dem Ende näherte, war ich schließlich nicht mehr in der Zielgruppe und auch der Vampirhype hatte seine stärksten Zeiten hinter sich.
Dabei scheitert die Geschichte bereits an der Hauptperson. Zoey Redbird ist nicht nur unsympathisch und arrogant, sondern einfach viel zu perfekt, als dass man sich mit ihr identifizieren könnte. Sie ist auserwählt, schön, auserwählt, beliebt, auserwählt… habe ich schon erwähnt, dass sie auserwählt ist? Niemand kann mit ihr mithalten. Sie ist von der Göttin erwählt, Hohepriesterin, viel reifer als alle anderen, sämtliche männliche Individuen, die ihr über den Weg laufen, stehen auf sie (keine Übertreibung, eigentlich müsste man eine Strichliste machen, mit wie vielen Männern Zoey im Laufe der Serie anbandelt)… Und wenn jemand sie mal nicht mag, dann liegt das natürlich daran, dass mit demjenigen etwas nicht stimmt. Kann ja nicht sein, dass jemand Super-Zoey nicht ausstehen kann. Alle anderen Charaktere verschwinden im Schatten von Zoeys auserwählt-sein. Zwar sind durchaus einige Personen mit Potential dabei, jedoch bleiben die meisten eher im Hintergrund. Zicken-Aphrodite, die wir-beenden-den-Satz-des-jeweils-anderen-Zwillings-ABFs, der schwule (aber überhaupt nicht tuntige!!!!!!) Damien, okey-dokey-Oklahoma-Stevie Rae und viele weitere Charaktere, die mir leider so gar nicht ans Herz gewachsen sind. Oder besser gesagt: die mir mit jedem Band egaler wurden.
Schon vor dem Lesen habe ich gewusst, wie lang die Reihe werden soll und mich (damals noch hoffnungsvoll) gefragt, wie man es wohl schafft, eine Buchreihe über eine solche Länge hinweg spannend zu halten. Die Antwort: man schafft es nicht. Die Qualität der Reihe sank stetig, die Geschichte ist kein bisschen mit dem Leser mitgewachsen, es strotzt nur so vor Doppelmoral und unlogischen Entscheidungen seitens der Hauptpersonen. In den späteren Büchern kommen auch noch Perspektivwechsel hinzu, die stören, keinen Sinn ergeben und die Handlung nicht weiterbringen. Es entsteht der Eindruck, den Autorinnen ist nicht mehr genug eingefallen, um die Bände zu füllen, daher wurden diese Kapitel aus der Sicht von anderen Personen eingebaut, um die Reihe mit Gewalt auf 12 Bände strecken zu können. Auch sonst ist die Handlung seicht, stellenweise langatmig und voller unnötiger Nebenkonflikte, bei denen man nur mit dem Kopf schütteln kann. Das Finale ist auch nicht gerade das, was man sich unter einem spannenden Showdown vorstellt. Es gibt keinen Grund, sich durch alle zwölf Bände dieser Reihe zu kämpfen. Warum ich es getan habe? Keine Ahnung. Wahrscheinlich, weil ich die ersten Bände noch ganz gut fand, bei den mittleren Bänden gehofft habe, dass es doch noch besser wird und dann dachte, dass man mitten in der Reihe auch nicht mehr aufhören sollte. Besser wäre gewesen, ich hätte die Reihe gar nicht erst angefangen.
Fazit: Die Reihe hat schlecht angefangen, hatte aber anfangs einige nette Ideen und Ansätze. Die Qualität sank mit jedem Band, bis mit dem Finale der absolute Nullpunkt erreicht war. Die Reihe wurde schlicht und ergreifend totgeschrieben und hätte spätestens nach dem vierten Band enden sollen. Man muss eine Geschichte nicht künstlich strecken, damit zwölf Bände erreicht werden. Irgendwann ist eine Geschichte auserzählt und der Punkt erreicht, an dem Schluss sein sollte. Da die Reihe sowohl sprachlich als auch inhaltlich ein kompletter Schuss ins Aus ist, kann ich nur jedem davon abraten, dafür Geld auszugeben.